Manche erinnern sich vielleicht noch an die überheblichen Ankündigungen zu Internet 2. Zum Glück ist das mit Geld erkaufbare Überholspur-Netz bislang keine Realität. Doch weniger bekannt ist, dass es auch Ideen zu einer speziellen Internet-Kriechspur gibt. Diese wird als Internet_0 oder Internet Zero bezeichnet. Das Konzept zu Internet Zero setzt auf Lowlevel-Ebene an – nämlich auf Schicht 1 des OSI-Schichtenmodells für Internet-Verbindungen. Technische Hintergründe liefert der englischsprachige Wikipedia-Artikel: Internet 0.
Internet Zero würde es ermöglichen, mit geringem technischen Aufwand einen überall verfügbaren, provider-unabhängigen und damit allmende-kostenlosen, allerdings arschlahmen Internet-Zugang zu ermöglichen. Arschlahm ist dabei ernst gemeint. So weit ich es verstanden habe, geht es um Geschwindigkeiten um etwa ein Drittel von GPRS. Gedacht ist diese Möglichkeit für Drittwelt-User, die zwar über ein internet-fähiges Gerät verfügen, aber sich keinen gutbürgerlichen Netzzugang bei einem normalen Provider leisten können. Der Nachteil: Internet Zero verletzt aus technischer Sicht das Prinzip der Netzneutralität. Wer also für unbedingte Einhaltung von Netzneutralität ist, muss sich auch gegen Internet Zero verwehren.
Genau das ist der Hintergrund des nachfolgend verlinkten Artikels von netzpolitik.org. Die finden es gar nicht toll, dass sich Facebook und jetzt sogar die Wikimedia Foundation für Internet 0 einsetzen. Was hat Vorrang? Kostenlose 19.200 Bit/s für alle, die sich keinen Internetzugang leisten können? Um den Preis, dass die Gleichbehandlung aller Internet-Datenpakete dazu verletzt werden muss? Oder unbedingte Einhaltung der Netzneutralität? Das als Hintergrund, um den nachfolgend verlinkten Artikel zu verstehen.
Wikipedia Zero und Netzneutralität: Wikimedia wendet sich gegen das offene Internet
(Gastbeitrag von Raegan MacDonald von AccessNow.org,der dort zuerst auf Englisch erschienen ist. Die deutsche Übersetzung ist von Kilian Vieth.)
netzpolitik.org